Wohin mit den Garnresten?
Ja, was mache ich mit den Garnresten? Eine Strange hier, drei Strangen da, und hier noch acht. Nicht genug für eine Ganze Wolldecke, auch nicht für eine halbe. Vielleicht für einen Pulli? Aber einen roten Pulli habe ich schon, einen in Petrol auch. Aus der gleichen Wolle (von norwegischen Pelzschaf), aber in einer dünneren Garnqualität. Dieses Garn ist dick und luftig, ein wunderschönes Kardiergarn. Es filzt blitzschnell und wäre auch perfekt für gefilzte Handschuhe. Aber wer soll denn all die Handschuhe anziehen? Ausserdem habe ich einen Trachtenschal auf den Stricknadeln und keine Lust, massenweise Handschuhe zu produzieren.
Also Wolldecken, für das hatte ich das Garn ja auch bestellt und verwendet. Ursprünglich für Welle, eine Serie von Decken mit taktiler Wellenstruktur und dann der Rest für Spuren, die Serie mit handgestickten Spuren. Auch von der schwarzen Wollkette hatte ich einen Rest auf dem Webstuhl.
Aber was und wie? Mit so wenig per Farbe gibt es nur Farbflächen oder Streifen – ich entschied mich für Streifen und eine Struktur, die Streifen betonte und zu gleich lebendig ist: Wellenköper. Dann machte ich eine Webprobe auf dem kleinen Musterwebstuhl. Die Wellenstruktur filzte im Nu – fast zu viel - und der Köper nahm sehr viel Schuss auf. Also zwei Decken statt der drei geplanten!
Doch wie sollte ich die Streifen gestalten? Schwierig. Wie immer begann ich mit dem Garn: wieviel hatte ich von welcher Farbe und wieviel in Prozent des totalen Garns? Das erlaubte mir, die Streifengrösse der Farben innerhalb des Rapports zu berechnen. Ich entschied mich für eine Decke in kalten und eine in warmer Grundfarbe und erstellte Farbentwürfe in Weavepoint: dort konnte ich gut sehen, was passt und was nicht. Das geht sehr schnell, in fast genau den richtigen Farben. Zum Beispiel: Rot neben Grünfarben funktioniert gut, einmal kaltes und einmal warmes Grün, sie sind Komplementärfarben. Rot neben warmem Senfgelb war ok, aber langweilig. Aber das Senfgelb funktionierte bestens im Kontrast zum kühlen Blaugrün.
Das Weben ging leicht, an der Kante hatte ich Leinenbindung eingezogen. Ich zwirnte die Franzen und danach filzte ich die Decken noch kurz, damit die Oberfläche schön flauschig wurde. Und dann waren sie fertig – zwei Unikate aus Restengarn.
Was machst du aus deinen Garnresten? Ich freue mich über deinen Kommentar !